Hinter verschlossenen Türen hat sich bei MINI Interessantes zusammengebraut. Der Automobilhersteller hat seinen Platz an der Spitze des nachhaltigen Kleinwagengeschäfts stetig gefestigt und an einer neuen Prämisse gearbeitet, die das ikonische Autounternehmen neu definieren wird; ein vollelektrisches Fahrzeug. Der neue Mini Cooper SE ist der erste Vorstoß der Marke in den vollelektrischen Markt, der die Kategorie direkt ergreift, aber dies ist nicht nur eine weitere Smash-and-Grab-Adoption. Wie bei allen seinen Neuerscheinungen hat MINI einen maßvollen Innovationsansatz verfolgt und das Ergebnis umso besser.
Als zum ersten Mal Bilder vom Mini Cooper SE auftauchten, verlangte das schnittige 135-kW-Fahrzeug Aufmerksamkeit. Mit markentypischem Flair und urbaner Sensibilität im Zentrum ist das jüngste Unternehmen unverkennbar MINI, und das haben wir Oliver Heilmer zu verdanken. Die in Deutschland ansässige Stilikone leitet seit 2021-2022 das Design von MINI und zeichnet dabei den Aufstieg von Elektrofahrzeugen nach. „Neue Technologien sind für uns als Designer immer spannend, weil sie frische Energie zuführen und so etwas ganz Neues anstoßen können“, sagt Heilmer dem Men Life Web Journal. „Der Begriff „Trend“ hat in der Welt des Automobildesigns eine ganz andere zeitliche Dimension. Wenn wir über Trends sprechen, suchen wir nach Entwicklungen, die in zehn bis fünfzehn Jahren im Trend liegen. Dies hängt mit den langen Produktentwicklungszyklen von Autos zusammen. Deshalb müssen wir schon heute wissen, was in Zukunft für unsere Kunden wichtig ist.“
Ein Gespräch mit Heilmer ist schon ein Erlebnis für sich. Der Designer hat einen Fluss und einen Rhythmus in seinen Worten, die die Gefühle widerspiegeln, die er so kühn in seiner Arbeit offenbart. Tatsächlich ist es schwierig, genau festzulegen, was beeindruckender ist, die Ästhetik seiner neuesten Veröffentlichung oder die Richtung dahinter. Aber darin liegt die Antwort; Wie bei jeder guten Kunst ist es die didaktische Enthüllung, die ein tieferes Verständnis erschließt.
Anstatt Heilmers Werk in unserer Gymnasialklasse kunstgeschichtlich zu erklären, ist es sinnvoller, es von ihm zu hören, in Worten unendlich detaillierter und interessanter. Wir haben vor der Einführung des neuen MINI Cooper SE im Laufe dieses Jahres mit dem Designchef gesprochen, um über Autos, Design und die größten Herausforderungen 2021-2022 zu sprechen.
F: Zunächst einmal, wie war 2021-2022 für Sie?
A: Alles in allem war es eine ganz neue Erfahrung. Am Anfang ging es vor allem darum, sich an eine neue Situation zu gewöhnen, das Setup anzupassen und entsprechende Änderungen in der Arbeitsweise und Kommunikation vorzunehmen.
Bei meiner Familie war es so: Plötzlich ist Papa die ganze Zeit da - toll, ich kann mit ihm spielen, malen und basteln! Das war einerseits schön. Aber es war natürlich auch eine Herausforderung, da mein Arbeitspensum über den gesamten Zeitraum wie gewohnt hoch war. Die Familienzeit ist jedoch wirklich inspirierend. Sie können enorm viel von Kindern lernen, wenn Sie ausreichend aufpassen.
F: Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, eine Karriere im Design zu verfolgen? Waren es immer Autos, die Sie begeistert haben?
A: Seit ich denken kann, haben mich Autos total fasziniert. Ich habe schon immer Autos gezeichnet – und dabei immer ein breites Grinsen im Gesicht gehabt. Es begann damit, dass ich als kleines Kind zusätzliche Spoiler auf Fotos von Autos in Zeitschriften kritzelte. Später begann ich, meine eigenen Autos zu entwerfen und zu zeichnen. Schnell war klar, dass ich Autodesigner werden möchte. Damals war das kein etablierter Beruf wie Medizin oder Jura. Wie Sie sich vorstellen können, war meine Familie eher skeptisch. Ein voruniversitäres Praktikum bei einem namhaften Automobilhersteller in Stuttgart nach meinem Abitur hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass ich das mein Leben lang machen möchte. Nicht, dass ich damals gedacht hätte, dass ich dort landen würde, wo ich heute bin.
F: Es war bisher sicherlich eine beeindruckende Fahrt. Was reizt Sie an gutem Design am meisten?
A: Für mich ist gutes Design konsistent und spiegelt einen Zweck wider. Die Funktion eines Produktes muss aus seiner Form sofort ersichtlich und vor allem nutzbar sein. Das hat nicht unbedingt etwas mit Schönheit zu tun. Eine weitere Zutat für gutes Design ist für mich, dass es nicht zu laut ist. Aber gleichzeitig sollte es zumindest bis zu einem gewissen Grad polarisieren, sonst riskiert es, anonym zu sein. Es gibt viele Beispiele für Autodesigns, die zunächst polarisieren, aber trotzdem – oder gerade deswegen – den Weg für ein ganz neues Fahrzeugsegment ebnen. Ein Beispiel dafür ist der BMW X6. Gutes Design muss nicht unbedingt von einem Designer kommen, allerdings ist ein gewisses Gespür für Ästhetik gefragt. Die Metallteile für die Karosserien vieler Oldtimer wurden mit Holz in Form geschlagen. Die damaligen Macher waren keine Designer, sondern besonders begabte Handwerker mit eben diesem Gespür für die Einheit von Form und Funktion. Es ist unwahrscheinlich, dass sie viel über Theorien wussten, wie zum Beispiel Oberflächenlinienquellen erstellen, Oberflächen beschleunigen oder Glanzlichter positionieren. Sie haben einfach einen Weg gefunden, es richtig zu machen.
F: Erzählen Sie mir etwas über Ihren persönlichen Stil - sind Sie ein Anzug- und Krawattentyp?
A: Ich habe eine sehr wichtige Stilberaterin, die mich jeden Morgen kritisch unter die Lupe nimmt: meine Frau. Sie hat ein gutes Auge und gibt mir wirklich gute Ratschläge. Anzüge sind Teil meines Stils, ebenso Jacken- und Jeanskombinationen. Seit ich bei MINI bin, hat sich mein Stil weg von klassischen Anzügen und Lederschuhen immer mehr hin zu Sneakers und Chinos entwickelt. Und das fühlt sich gut an. Aber wenn ich eine richtig gute Krawatte sehe, findet sie auch ihren Weg in meinen Kleiderschrank. Wie bei unseren MINIs kommt es letztendlich darauf an, wie man Dinge kombiniert.
F: Auf der ganzen Linie scheint es einen Trend zu schlankeren Looks bei Autos zu geben. Wie fühlt sich das an? Stimmt das mit Ihrer Designphilosophie überein?
A: Vereinfachung – im Sinne von Klarheit – mache ich gerne. Je klarer die Sache ist, an der Sie arbeiten, desto stärker wird ihre Persönlichkeit. Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass die Fahrzeuge schlanker werden müssen; ein auto mit ein paar harten kanten kann auch charakter haben. Persönlichkeit vor Schönheit – das ist meine Designphilosophie auf den Punkt gebracht. Ein bisschen wie bei Menschen.
F: Wenn Sie Ihre eigenen Designs für MINI entwerfen, woher ziehen Sie Ihre Inspiration? Ist es kreativer, fließender wie Musik oder eher ein funktionaler Ansatz?
A: Im Wesentlichen fasziniert mich alles, was meine Fantasie anregt und meine Kreativität anregt. Ich finde zum Beispiel Musik extrem inspirierend – von Jazz bis Hip-Hop. Aber auch die Ästhetik technischer Produkte begeistert mich. Ich denke dabei an Produkte, die rein technisch von Ingenieuren entwickelt und gebaut wurden – die aber dennoch außergewöhnliche Schönheit ausstrahlen. Vielleicht kennen Sie zum Beispiel die Espressomaschinen von Faema aus den 50er und 60er Jahren. Das ist die Art von Produkt, von der ich rede. Auch der Mähdrescher auf dem Hof meiner Großeltern hat mich seit meiner Kindheit fasziniert. Ich war gebannt davon und könnte Tage damit verbringen, darauf zu fahren und es einfach nur anzuschauen. Und es versteht sich von selbst, dass ich schöne Dinge mag. Obwohl Schönheit natürlich sehr subjektiv ist.
F: Erzählen Sie mir etwas über Ihre Zeit bei MINI. Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Marke während Ihrer Zeit im Unternehmen entwickelt?
A: MINI verweilt nicht in der Gegenwart oder Vergangenheit, auch wenn wir auf eine starke Geschichte zurückgreifen können. Der classic Mini wurde konsequent für einen bestimmten Zweck konzipiert und als Reaktion auf ein starkes Bedürfnis entwickelt. Dies ist einer der Gründe für seinen heutigen Status als Ikone. Diesen Kern möchte ich gerne weiter in die Zukunft projizieren – mit allen Möglichkeiten, die uns dies bietet. Es ist dieser Spagat zwischen Tradition und Zukunftsorientierung, der meine Arbeit bei MINI Design für mich so unglaublich spannend macht. Gleichzeitig hat MINI eine Lizenz - sogar Verpflichtung - zu provozieren. MINI ist eine äußerst emotionale Marke. Wir könnten und sollten uns öfter erlauben, mutiger zu sein, auch wenn das die Gefahr birgt, Fehler zu machen. Letztlich geht es um Emotionen.
F: Wie haben Sie die Entwicklung der Marke in diesem Zeitraum erlebt?
A: MINI ist für mich nicht mehr nur ein Produkt; Ich sehe es als Verkörperung einer Haltung. Bei MINI geht es um den ständigen Wandel und die städtische Umwelt; sein Herz schlägt im Rhythmus der Stadt. Und für mich geht es bei MINI definitiv um Vielfalt – das genaue Gegenteil von Monokultur. MINI lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Alles in allem kann man das als grundsätzliche Offenheit zusammenfassen. Und ich glaube, dafür muss MINI in Zukunft deutlich stärker mit anderen zusammenarbeiten. Ich bin überzeugt, dass MINI als Marke auch über das Auto hinaus funktioniert. Und ich möchte die dafür notwendige Konnektivität in Zukunft beschleunigen.
F: Erzählen Sie mir ein wenig über den neuen MINI Cooper SE. Was war die Inspiration für das Design dieses Fahrzeugs, das in der zweiten Jahreshälfte in Australien ankommen wird?
A: Die Marke MINI wurde von Anfang an für ein agiles und einfaches Fahren durch die Stadt gemacht – man könnte sagen „born urban“. Das elektrische Antriebssystem ist perfekt für Städte und kurze Strecken mit Stop and Go. Fast scheint es, als wäre der MINI von Anfang an mit einem Elektromotor geplant worden. Wir finden, es passt perfekt!
F: Erzählen Sie mir einige Ihrer Lieblingsfunktionen des neuen MINI Cooper SE?
A: Der vollelektrische MINI ist ein echter MINI. Mit anderen Worten, es ist wichtig für Emotionen und hat einen minimalen Fußabdruck. Der elektrische Charakter des Autos zeigt sich in seinen Details - z.B. unkonventionelle und innovative Details, die auf die traditionelle MINI Welt verweisen, diese aber gleichzeitig mit neuen Technologien verbinden. Zum Beispiel der Kühlergrill des Autos. Seine sechseckige Form ist ein charakteristisches MINI Designelement, aber die geschlossene Interpretation ist ganz neu. Hinter dem Gitter fallen Kühlelemente durch das Fehlen auf - dadurch kann das Gitter geschlossen bleiben und so den Luftstrom verbessern. Eine gelbe Akzentleiste erzeugt einen starken Kontrasteffekt und weist diesen als elektrischen MINI aus.
F: Was waren die größten Herausforderungen im Designprozess des MINI Cooper SE?
A: Natürlich haben wir uns gefragt, was einen MINI in Zukunft ausmacht. Wird es das schwebende Dach oder der sechseckige Kühlergrill sein? Oder bestimmt die Gestaltung des Interieurs das Exterieur? Wie auch immer, unsere Aufgabe wird es sein, einen MINI als MINI erkennbar zu machen.
F: Der neueste Neuzugang wird der erste rein elektrische Premium-Kleinwagen von MINI sein. Hat das Ihre Designsprache überhaupt verändert?
A: Das elektrische Antriebssystem und seine Verpackungsvorteile ermöglichen es uns, etablierte geometrische Lösungen in Frage zu stellen. Das Antriebssystem ist deutlich kleiner, dafür nehmen die Batterien mehr Platz ein als der Kraftstofftank, den sie ersetzen. Das wird uns in Zukunft ganz neue Freiheiten in Bezug auf Innenraum und Proportionen geben. Und gerade für MINI sehe ich hier großes Potenzial.
Der neue MINI Cooper SE soll im Juli in Australien auf den Markt kommen. Unter folgendem Link erfahren Sie mehr über das erste vollelektrische Fahrzeug der Marke.